Sagen um den See

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Alte Sagen, die in ähnlicher Form abgewandelt immer wieder vorkommen, umgeben auch den Eichener See, der oberhalb des Dorfes auf der Höhe liegt und unabhängig vom Wetter einen unterschiedlichen Wasserspiegel zeigt oder auch ganz verschwindet. Geologen haben viele Untersuchungen angestellt, die aber für den Laien nur schwer fassbar sind. Leichter ist den vielfältigen Sagen zu entnehmen, daß nicht nur die Brunnen im Dorf, sondern auch der Wasserlauf in Dossenbach und das Bächlein in der Erdmannshöhle in Hasel einen unterirdischen Zusammenhang haben, und selbst der Dorfbrunnen im weitentlegenen Tüllingen soll angeblich versiegen, wenn im Eichener See das Wasser steigt.
In einem großen, unterirdischen Palast sollen Männlein hausen. Ganz in Kristall gestaltet, von strahlender Schönheit und angefüllt mit Gold und Silber, aber auch Edelsteinen sollen sie ihn eingerichtet haben und niemand weiß, ob damit die uns bekannten, hilfreichen Erdmännlein oder andere Wichte gemeint sind. Die Sage berichtet, dass einst ein Eichener Bauer in einem über alle Maßen trockenen Sommer seine jüngste Tochter einem von ihnen zur Frau versprochen habe, wenn die Bergmännlein seine Felder immer ausreichend bewässern würden. Diese hielten sich an die Abmachung, und die Felder und Matten des Bauern grünten prächtig, während die seiner Nachbarn zunehmend verdorrten. Das Mädchen hatte wohl etwas leichtfertig zu dem Vertrag ihres Vaters „ja“ gesagt. Denn inzwischen hatte sie einen gutaussehenden Burschen kennen und lieben gelernt, und sie mochte nicht mehr von ihm lassen. Jetzt bekam sie Angst, ihr ganzes Leben mit solch einem Zwerg tief unten im Berg im Kristallschloss verbringen zu müssen. Sie weinte nachts und sann auf Auswege, und je mehr der vom Vater ausgemachte Tag herannahte, umso verzweifelter wurde sie. Sie wusste wohl, hier würde sie dem Männlein nicht entrinnen können. Da beschloss sie, mit ihrem Liebsten die Heimat zu verlassen, weit fort, wo die Bergmännlein keine Macht mehr haben konnten. In der letzten Nacht trafen sich die Beiden auf der Eichener Höhe und nahmen Abschied von der trauten Heimat. Gerade hat ihr Liebster noch lachend gesagt, die Männlein würden am Morgen sehr dumm dreinschauen, wenn sie ihren Lohn, das Mädchen, abholen wollte, da schlug es auf der Schopfheimer Michaelskirche Mitternacht und ein unheimliches Rauschen begann in der Dunkelheit, und von allen Seiten quollen Wassermassen hervor. Unter mächtigem Donner und grellenden Blitzen lief die Mulde voll. Die Unglücklichen klammerten sich eng aneinander und ehe sie fliehen konnten, schlug der See über ihnen zusammen, und sie ertranken. Die Felder und Matten des Bauern wurden weggeschwemmt, das nur der nackte Fels übrigblieb, und seine ganze Ernte war zerstört. Wenn jetzt von Zeit zu Zeit der See wieder einmal steigt, dann sagen die Eichener Bauern scheu: Das sind die Bergmännlein, die Unterirdischen. Sie wollen uns wieder mal an den Verrat von damals erinnern.